[Edit 2020: Als Beitrag zu meiner persönlichen Our Shared Shelf-"Challenge" gedacht, wurde diese Seite im Laufe der Zeit zur Sammelstelle für alle meine feministischen Bücher. Sie dient mir als Überblicksseite und hält für euch hoffentlich viele Buchempfehlungen bereit.]
LESENSWERT
Der Femtember 2019; Der Femtember 2020; Der Femtember 2021
#WirlesenFrauen 2019; #WirlesenFrauen 2020
Liebe Leser*innen,
es war Anfang des Jahres als ich beschloss, Emma Watsons online Buchclub auf Goodreads wiedermal einen Besuch abzustatten. Nur diesmal mit der Absicht, mir die Liste der Bücher herauszuschreiben, die sie mit ihren Leser*innen seit 2016 bereits gelesen hat. Ich nahm mir vor, so viele Bücher wie möglich von dieser Liste zu lesen. Und ich finde, ich habe das bis jetzt ganz gut hingekriegt. Normalerweise bringen sich solche Lesevorsätze bei mir nichts, da ich sie selten einhalte, aber diesmal ist es anders.
Auf Goodreads bin ich nicht angemeldet, ich beteilige mich dort nicht an den Diskussionen, lese aber ab und zu Interviews oder Rezensionen der Mitglieder zu den Büchern. Die Diskussionen finden auf Englisch statt. Ich lese für mich allein, verfolge aber mittlerweile alle zwei Monate mit Spannung die Auswahl des nächsten Buches/der nächsten Bücher, auch wenn ich so schon ziemlich viel zum Abarbeiten habe. Eine Liste der Bücher und kurze Beschreibungen dazu findet ihr dann weiter unten.
Emma Watson und ihr Team suchen vor allem Bücher aus, die man zur feministischen Literatur zählen kann, die Themen abdecken, die Frauen* besonders betreffen, die von Autor*innen geschrieben wurden, die sich für Feminismus, für Frauen*, für Gleichbehandlung, für Diversität einsetzen. Mir gefällt die Vielfalt dieser Liste, was sowohl Themen als auch Formate angeht. Es wird viel Wert auf Intersektionalität (mehrere Kategorien sozialer Ungleichheit überschneiden sich) gelegt. Und von Jugendbuch über Lyrikband zu Sachbuch, von Comic über Theaterstück zu Essays ist alles vertreten. Die Bücher bieten eine bunte Mischung und abwechslungsreiches Lesevergnügen.
Ich werde diesen Beitrag von Zeit zu Zeit aktualisieren, also nochmal vorbeischauen lohnt sich :)
Alles Liebe, Celie wächst als Schwarzes Mädchen Anfang des 20. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA auf. Sie wird von ihrem Vater missbraucht, an einen Farmer verkauft und zwangsverheiratet und von diesem geschlagen. Ihr Leben ist fern von jeder Freude, bis mehrere Frauen in ihr Leben treten, die ihr zeigen, dass da noch so viel mehr im Leben auf sie wartet. Die Autorin schafft es in diesem Briefroman, die Entwicklung von Celie authentisch darzustellen, sie zeigt das Leben von Schwarzen Frauen, die damals fast nichts wert waren. Es geht um Selbstbestimmung, sexuelle Ermächtigung, die Rolle der Frauen. So brutal alles auch ist, ich konnte nicht aufhören zu lesen.
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4. "How to be a woman" von Caitlin Moran [Biografie]
Caitlin
Moran schaut zurück auf ihr Leben und prüft jedes noch so kleinste
Erlebnis auf seinen feministischen Gehalt. Sie wählt jedoch auch
explizit solche Themen aus, die für Frauen sehr relevant sein können.
Geboren in den 70ern, machte sie noch andere Erfahrungen als Mädchen
heute, kann aber das Wesentliche so präsentieren, dass das auch heute
noch Gültigkeit hat.
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6. "Persepolis" von Marjane Satrapi [Biografie, Graphic Novel]
Marjane
wächst im Iran auf und erlebt dort als Kind die Iranische Revolution
hautnah mit. Das bedeutet immer mehr Einschränkungen in ihrem Leben und
irgendwann Krieg. In dieser Graphic Novel zeichnet die Autorin ihr
eigenes Leben nach und wird nebenbei auch sehr politisch. Außerdem geht
es um Empowerment, Depressionen, Obdachlosigkeit, Familie und
Beziehungen sowie die eigene Zerissenheit, wenn man länger im Ausland
gelebt hat und nicht mehr weiß, wo man hingehört.
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8. "Die Hälfte des Himmels" von Nicholas D. Kristof/Sheryl WuDunn [Reportage]
Die
Zukunft einer besseren Welt liegt in den Händen der Frauen. Dieser
These gehen Kristof und WuDunn nach und besuchen Frauen in Afrika und
Asien, denen es finanziell und/oder sozial sehr schlecht geht, die
unterdrückt, missbraucht oder klein gehalten werden, und reden mit
ihnen, helfen ihnen, wenn sie es für möglich halten, und geben ganz
viele Beispiele, wo Frauen bereits ihr eigenes Leben in die Hand
genommen und ihre Umgebung zu einem besseren Ort gemacht haben.
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10. "Die Vagina-Monologe" von Eve Ensler [Theaterstück]
"Die
Vagina-Monologe" ist ursprünglich für die Bühne und als
Vortrag/ Theaterstück gedacht. Eve Ensler ging mit ihrem
kabarettistischen/ humoristischen Programm auf Tour und hat infolgedessen
eine Niederschrift ihrer Monologe veröffentlicht. Darin sind
vielfältige Geschichten über Vaginas, die sie aus Gesprächen und
Interviews mit anderen Frauen gesammelt hat. Natürlich merkt man den
Texten an, dass sie eigentlich gesprochen und nicht gelesen gehören,
trotzdem ist das Ganze
sehr unterhaltsam, teilweise auch aufwühlend, und in der Kürze liegt
die Würze. Wir sollten viel mehr über Vaginas sprechen. Wer vor der
englischen Sprache nicht zurückschreckt, findet
HIER auf YouTube "The Vagina Monologues" als Bühnenstück. Sehr empfehlenswert!
(Verlag)
11. "Die Wolfsfrau" von Clarissa Pinkola Estés [Sachbuch]
Die Autorin geht hier dem Archetyp der wilden Frau nach. Wild im Sinne von ursprünglich. Anhand von Märchen versucht sie die feminine Psyche zu analysieren und zu entschlüsseln. Sie zeigt auf, welchen Herausforderungen sich eine weibliche Seele stellen muss, was man tun muss, um sich selbst zu heilen, nachdem man verletzt wurde, und wie wir es schaffen können, mit unserer inneren Wolfsfrau wieder vereint zu werden.
12. "Der Report der Magd" von Margaret Atwood [Dystopie] Frauen werden zu Gebärmaschinen ausgebildet, dürfen nicht mehr lesen und schreiben, verlieren ihre Selbstbestimmtheit und ihre Rechte. Die Magd Desfred schreibt einen Report über ihr Dasein im christlich-fundamentalistischen Staat Gilead. Sie muss unbedingt ein Kind für "ihren" Kommandanten und dessen Frau bekommen, denn Desfred ist eine der wenigen Frauen, die noch fruchtbar ist. Atwood ist mit diesem Roman ein Klassiker unter den feministischen Dystopien gelungen. Eindringlich erzählt sie dieses erschreckende Zukunftsszenario, das gar nicht so weit weg sein könnte.
13. "Der Mythos Schönheit" von Naomi Wolf [Sachbuch]
Was
Menschen im "Namen der Schönheit" angetan wird und wie leichtgläubig
manche diesem Mythos hinterherrennen, ist wirklich traurig. Vor allem
den Frauen wird seit vielen Jahrzehnten eingetrichtert, dass sie schön
sein müssen, um Erfolg zu haben. Das dahinter eine große Maschinerie
steckt, von der viele Menschen profitieren, deckt Naomi Wolf durch
genaue Beobachtungen und Analysen auf.
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14. "Hunger" von Roxane Gay [Biografie]
In "Hunger" erzählt Roxane Gay von ihrem Leben als sehr dicke Frau. Ausgehend von einem traumatischen Ereignis, lotst sie uns durch ihr Leben mit dem Fokus auf ihre Beziehungen und natürlich auf ihre Essstörung. Durch ihre mutige Selbstreflexion lernt man zu verstehen, warum Gay so ist wie sie ist, und noch so viel mehr. Sie schreibt sehr ehrlich über ihren Körper, über ihre Depressionen, über ihre Beziehungen und bricht schonungslos mit vielen Tabus und deckt gesellschaftliche Missstände auf.
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15. "Die Gabe" von Naomi Alderman [Dystopie]
Was wäre, wenn Frauen den Männern körperlich überlegen wären? Dieser Frage geht die Autorin nach und stattet kurzerhand alle Frauen mit einer elektrischen Energie aus, damit sie so die Weltherrschaft an sich reißen können. Mehr oder weniger. Was das für gesellschaftliche, aber auch individuelle Auswirkungen haben könnte, wird hier sehr anschaulich beschrieben.
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18. "The Hate U Give" von Angie Thomas [Jugendbuch]
Das Debüt von Angie Thomas hat sehr hohe Wellen geschlagen und auch ich habe es in kürzester Zeit verschlungen. Ein amerikanischer Junge mit dunkler Hautfarbe wird von einem Polizisten ohne ersichtlichen Grund bei einer Kontrolle erschossen. Eine Freundin von ihm ist bei dem Mord dabei und steht danach im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Der ganze Vorfall wird bald die ganze Nation beschäftigen. Die Authentizität, mit der Thomas schreibt und ihre jugendliche Protagonistin charakterisiert, konnte mich vollkommen überzeugen. Rassismus ist oft so tief verwurzelt, sodass es schwer ist, diese Strukturen aufzubrechen und die Gesellschaft zu verändern, jedoch zeigt dieses Buch, dass dagegen unbedingt etwas unternommen werden muss.
(Verlag)
20. "Milch und Honig" von Rupi Kaur [Gedichte und Gedanken]Gedichte
können in kurzen, prägnanten Sätzen ausdrücken, was oft viel zu schwer
ist zu verstehen. Rupi Kaur verarbeitet in dieser Ansammlung an Gedanken
und Gedichten schreckliche Erlebnisse, Herzschmerz, Liebe und Heilung.
Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sie hier zeichnet.
Vielleicht ist in der Übersetzung einiges verloren gegangen, aber so
richtig abholen konnte mich ihr Werk nicht. Es sind oft nur kurze Sätze,
die zwar in Gedichtform gebracht wurden, sich aber nicht wie Gedichte
lesen lassen. Inhaltlich verwendet sie viele schöne Metaphern, die von
wunderschönen Illustrationen begleitet werden.
(Verlag)
22. "Sister outsider" von Audre Lorde [Essays] Audre Lorde war in den 80er Jahren Vorreiterin des intersektionalen Feminismus. In ihrem Essayband sammelt sie unterschiedliche Texte, in denen sie ihre Erfahrungen als Schwarze, lesbische Frau und Mutter eines Sohnes aufarbeitet. Diskriminierung ist ihr kein Fremdwort und Rassismus prägte sie von klein auf. Ihre Antwort darauf: Wut, Schwesternschaft und Selbstliebe. Ihre poetische Schreibweise funktioniert meistens trotz schwieriger Themen, manche Texte sind interessanter als andere, was aber ganz normal ist bei so einem Buch.
(Vollständige Rezension anzeigen)
27. "Ein
einfaches Leben" von Min Jin Lee [Roman]
Sunja wächst Anfang
des 20. Jahrhunderts in Korea auf und wandert nach einigen unerwarteten
Lebensumständen nach Japan aus. Jedoch lebt sie dort als Koreanerin mit ihrem
Mann und den beiden Söhnen als Menschen zweiter Klasse. Sie werden
diskriminiert und leben in Armut. Über die Jahre wird das Leben der Familie
mehr im Schnelldurchlauf als richtig ausführlich erzählt, auch wenn das Buch
mehr als 500 Seiten hat. Es gibt sehr viele Nebenschauplätze und detaillierte
Beschreibungen, die die Spannung rausnehmen und politische und charakterliche
Entwicklungen kommen m.M.n. zu kurz. Trotzdem ist es geschichtlich ein
wichtiger Abschnitt, der durch Lees Roman nicht in Vergessenheit gerät. (Verlag)
28. "Butterfly" von Yusra Mardini [Biografie]
Yusra möchte einfach nur schwimmen und hart trainieren, um
irgendwann bei den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Doch dann bricht
in Syrien der Krieg aus und sie muss jeden Tag damit rechnen, von einer Granate
getötet zu werden. Als es unerträglich wird, macht sie sich mit ihrer Schwester
auf den gefährlichen Weg nach Europa. Die Geschichte, wie sie und ihre Schwester Sara ihr Flüchtlingsboot schwimmend retten, wird berühmt. In Deutschland hat sie Glück, wird in einen Schwimmclub aufgenommen und zu den Olympischen Spielen eingeladen. Ihre Geschichte zeigt, wie unfair das Leben sein kann und flüchtende Menschen zu unrecht verurteilt werden. Flüchtlinge sind Menschen und nichts anderes. Eine bewegende und inspirierende Geschichte.
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REZENSIONEN ZU WEITEREN BÜCHERN / LESEEMPFEHLUNGEN ZUM THEMA FEMINISMUS
"Bad Feminist" von Roxane Gay [Essays]
In diesen Essays kritisiert Gay den Mainstream und die Popkultur. Sie betrachtet Bücher/Filme/Musik etc. als Schwarze Frau, d.h. sie schaut genau hin, wie Frauen dargestellt werden und wie das Thema Hautfarbe (Race)/Rassismus behandelt wird. Sie mischt persönliche Geschichten mit sachlichen Überlegungen und zeigt so viele Strukturen auf, die sehr restriktiv sein können. Außerdem versucht sie ein offeneres Verständnis für Feminismus zu erwirken.
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"Feministin sagt man nicht" von Hanna Herbst [Sachbuch]
Was ist Feminismus und warum brauchen wir ihn immer noch so dringend? Die abgehandelten Themen in feministischen Büchern der letzten Jahrzehnte überschneiden sich oft oder sind eigentlich oft die gleichen. Dass sich Menschen daran immer noch abarbeiten und Probleme aufzeigen, zeigt jedoch, dass wir als Menschheit noch lange nicht so weit sind, diese Themen ad acta zu legen. Auch Herbst hat das erkannt und schreibt über ihre eigenen Erfahrungen als Frau mit einem europäischen Verständnis und unterlegt das Ganze mit Fakten über das Patriarchat, Macht, Gewalt, Sex, Sprache und Medien. Gute Einstiegsliteratur.
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"The Future is Female" hrsg. von Scarlett Curtis [Essays]
Was Frauen über Feminismus denken hat Scarlett Curtis in diesem Buch zusammengetragen und dafür sehr viele unterschiedliche, mal mehr mal weniger bekanntere Frauen nach ihrer Meinung gefragt. Entstanden ist ein vielseitiger Band, der die verschiedensten Themen aufgreift und viele Anregungen liefert. So findet man darin Beiträge über Aktionen, Projekte, persönliche Geschichten,
Lektüreempfehlungen, Musikvorschläge, Poesie und vieles mehr.
Gut für einen ersten Überblick, was Feminismus alles sein kann.
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"Wenn Männer mir die Welt erklären" von Rebecca Solnit [Essays]
Durch Rebecca Solnit wurder der Begriff "Mansplaining" gängig. Der dazugehörige und auch titelgebende Essay ist jedoch nur einer unter vielen in diesem Buch. Sie beschäftigt sich darüberhinaus intensiv mit Machtverhältnissen, sogenannten "Einzelfällen", Sexismus und sexueller Gewalt sowie verborgenen Frauen. Die gut recherchierten Texte zeigen Missstände auf, die sich leider immer noch auf unserer Welt finden lassen.
"Sex und Lügen" von Leila Slimani [Reportage]
Slimani hat Gespräche mit Frauen aus der islamischen Welt geführt. Die islamische Welt ist hier Marokko und die Gespräche drehen sich unter anderem um Sex, Doppelstandards, falsche Moralvorstellungen, Freiheit, Lügen und Religion. Das echte Leben sieht oft anders aus als die Regierung oder die Religionsvertreter das gerne hätten. Die Folge davon sind Unterdrückung, Verstecken, Geheimnisse, Scham. Dieses repressive System hat fatale Auswirkungen auf die Menschen dort. Die Frauen, die hier ihre Stimmen erheben, erzählen, was es für sie bedeutet, so zu leben.
"Schamlos" von Amina Bile, Sofia Nesrine Sour, Nancy Herz [Sachbuch]
Die drei in Norwegen lebenden jungen Frauen sind dort in muslimischen Familien aufgewachsen. Sie kritisieren das System der "sozialen Kontrolle", das in ihrer Kultur noch sehr weit verbreitet ist. Abgedruckt sind hier hauptsächlich Gespräche, die sie miteinander geführt haben und in denen es um ihre Erfahrungen mit dem Kopftuch, Kleidervorschriften, dem ersten Verliebtsein, dem Mythos des Jungfernhäutchens sowie der Familienehre, die auf ihren Schultern lastet, geht.
"We are Feminists - Eine kurze Geschichte der Frauenrechte" [Sachbuch] "Ein eigenes Zimmer" von Virginia Woolf [Essay]
Hier geht es um Frauen und Literatur. Woolf macht einen gedanklichen Streifzug durch ihr Bücherregal und schaut sich die Autorinnen und die Bücher, die diese geschrieben - oder eben nicht geschrieben - haben, genauer an. Ich fand ihren Schreibstil manchmal etwas anstrengend, jedoch war der Inhalt wirklich sehr aufschlussreich und interessant. Ihre Ausführungen schweifen manchmal ab, haben aber dadurch auch einen literarischen Wert. Frauen brauchen ein eigenes Einkommen und ihren eigenen Raum, um ehrlich schreiben zu können. Zum Glück hat sich, seitdem Woolfs Essay erschienen ist, einiges geändert. Ihre scharfen Beobachtungen, was weibliches Schreiben angeht, tragen zu einem weiten Verständnis zur Rolle der Frau in der Geschichte bei.
(Verlag)
"Die letzten Tage des Patriarchats" von Margarete Stokowski [Kolumnen]
Stokowski schreibt seit vielen Jahren regelmäßig online Kolumnen für verschiedene Zeitungen. In diesem Sammelband hat sie zu verschiedenen Kapiteln wie "Flirten und Vögeln und Liebe" oder "Bauch, Beine, Po" oder "Gewalt" einige ihrer Texte ausgewählt, die sich grundsätzlich um das breite Thema Feminismus drehen. Ich liebte ihre bissige Art zu schreiben und Wesentliches auf den Punkt zu bringen. Die kurzen Texte blicken auf aktuelle Gegebenheiten mit einem sehr kritischen, feministischen Auge, bleiben dabei aber immer auch sehr humorvoll. Lustig (oder traurig) sind auch manche Kommentare, die sie zu ihren Onlinekolumnen bekommen und im Buch mit abgedruckt hat.
(Verlag)
"Die Mutter aller Fragen" von Rebecca Solnit [Essays]
Warum haben Sie keine Kinder? Wenn Journalist*innen sich mehr für den weiblichen Bauch interessieren als für die Sachen, über die sie die Frauen interviewen sollten, dann läuft einiges schief. Solnit beschäftigt sich mit dieser Mutter aller Fragen, es sind hier aber noch viel mehr feministische Essays versammelt, die sich um das Schweigen, Vergewaltigungswitze, die Menschheitsgeschichte, Bücher, die keine Frau lesen sollte, fehlende Täter und Schubladen drehen.
"Unsichtbare Frauen" von Caroline Criado-Perez [Sachbuch]
Eine von Daten beherrschte Welt wird dann gefährlich, wenn die Hälfte der Menschen in diesen Daten nicht erfasst wird und die Konsequenzen im schlimmsten Fall den Tod bedeuten. Das passiert gerade bei uns auf der Erde. Wir leben in einer von Männern gemachten Welt für Männer. Frauen werden in wissenschaftlichen Studien oft übergangen oder ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten nicht berücksichtigt. Criado-Perez erklärt diese Gender Data Gap, also das Fehlen von frauenspezifischen Daten, und stellt viele Beispiele, Studien und Erfahrungsberichte vor, bei denen man von Gendergerechtigkeit noch weit weg ist.
"Periode ist politisch" von Franka Frei [Sachbuch]
Franka Frei will ihre Bachelorarbeit über die Menstruation schreiben und stößt auf universitärer Seite auf ganz viel Widerstand. Die Autorin merkt: Menstruation ist immer noch ein Tabu. Ihre Bachelorarbeit schreibt sie trotzdem über dieses Thema und wird daraufhin zur Menstruationsaktivistin. In ihrem Buch verleiht sie goldene Erdbeeren an Menschen, die besonders abstrusen Bullshit über weibliche Körper und deren Funktionen von sich gegeben haben, berichtet über Aktivist*innen in Asien, die sich der Aufklärung über die Periode verschrieben haben, und gibt sachliche Informationen über die wichtigste Körperfunktion der Menschen und allem, was dazu gehört wie Hygienemaßnahmen, Schwangerschaftsverhütung, Zyklus allgemein, Krankheiten etc. Schluss mit dem Tabu! Sprechen wir endlich mehr über unser monatliches Bluten.
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"Über Forderungen - Wie feministischer Aktivismus gelingt" von Magdalena Baran-Szoltys und Christian Berger [Essays] Was passierte eigentlich hinter den Kulissen des Frauen*Volksbegehrens (F*VB), das 2018 in Österreich im Parlament eingereicht wurde? Dieser Sammelband gibt zum einen Einblicke in die Arbeit der Initiator*innen und Mitstreiter*innen, die das Volksbegehren erfolgreich aufgezogen haben, zum anderen findet man hier vielfältige Beiträge wie feministischer Aktivismus erfolgreich in der Praxis umgesetzt wird. Das Buch versteht sich als Handbuch für zukünftige Aktionen und Initiationen und ist gleichzeitig eine Dokumentation über das F*VB und der einzelnen Schritte und Aufgaben, die notwendig waren, wie Finanzierung, Recht, Kommunikation, Netzwerk etc.
"Untenrum frei" von Margarete Stokowski [Sachbuch] In ihrem ersten Buch schreibt Stokowski über ihren Weg zum Feminismus und welche Gedanken sie sich bis jetzt dazu gemacht hat. Neben faktenbasiertem Wissen und Schlussfolgerungen, erzählt sie auch aus ihrer Kindheit und Jugendzeit. Erfahrungen teilen ist ein wichtiger Bestandteil feministischen Schreibens, um das patriarchale System aufzudecken, um für Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, um solidarisch mit anderen Benachteiligten aufzustehen und die eigene Geschichte anzunehmen. Stokowskis Stil macht auch schwierige Themen verständlich und ihre Abhandlung liest sich trotz aufwühlendem Inhalt angenehm einfach.
(Verlag)
"I'm every woman" von Liv Strömquist [Graphic Novel] Liv Strömquist ist bekannt für ihre feministischen Comics und Graphic Novels. Ihre humorvolle und gesellschaftskritische Herangehensweise an soziale Themen zeigt sich auch in diesem Band, der sich mit der Rolle verschiedenster Frauen in der Geschichte - wohlgemerkt der männlich dokumentierten Geschichte - auseinandersetzt. Viele Frauen tauchen trotz beachtenswerter Leben oft nur als
Ehefrau von ihren berühmten Partnern in Geschichtsbüchern auf. Strömquist behandelt den Mythos des männlichen Genies und zwar z.B. aus der Sicht von Priscilla Presley, Yoko Ono oder Marge Simpson. Die kurzen Sequenzen sind entweder in schwarz/weiß oder in Farbe gezeichnet und laden ein, den Blick auf Vergangenes neu auszurichten sowie den Blick in die Gegenwart und auf zukünftige Ereignisse feministisch zu schärfen.
(Verlag)
"Das muss gesagt werden" von Elfriede Hammerl [Kolumnen]Elfriede Hammerl nimmt schon seit vielen Jahren das Weltgeschehen unter die Lupe und schreibt in ihrer
profil-Kolumne hervorragende Texte darüber. Dieses Buch widmet sich den besten schriftlichen Beobachtungen der österreichischen Autorin der letzten zehn Jahre und nimmt besonders die unterschiedlichen Lebenssituationen von Frauen in den Blick. In ihren Texten kämpft sie immer für soziale Gerechtigkeit und nimmt dafür auch immer wieder spannende Perspektiven ein, um mit ihrem bissigen, provokanten und ironischen Stil Missstände aufzudecken, Gedankenmuster zu durchbrechen und eigene Privilegien bewusst wahrnehmen zu können. Dabei bleibt sie stets humorvoll und spannt einen weiten thematischen Bogen, denn unsere Welt ist vielfältig und komplex.
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"Riot, don't diet! Aufstand der widerspenstigen Körper" von Elisabeth Lechner [Sachbuch]Unsere Körper sind politisch und manche mehr als andere. Wenn man nicht gerade dem jungen,
weißen, schlanken, fitten und normschönen Ideal entspricht, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man diskriminiert wird. Lechner gibt eine Einführung in Körpererscheinungen und ihre Diskriminierungspotenziale und beschäftigt sich mit dicken, haarigen, queeren, alten, Schwarzen und behinderten Körpern. Sie sagt Oberflächlichkeiten den Kampf an, gibt Menschen eine Stimme, die nicht dem Ideal entsprechen, versucht Vorurteile abzubauen und trägt ganz viele Informationen zusammen, warum wir endlich aufhören sollen, andere und sich selbst auf den Körper zu reduzieren.
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"Sexpositiv - Intimität und Beziehung neu verhandelt" von Beatrix Roidinger und Barbara Zuschnig [Sachbuch] Sexpositiv ist eine Haltung und eine soziale Bewegung. Im deutschsprachigen Raum haben nun die beiden Sexualberaterinnen Roidinger und Zuschnig das erste Buch darüber veröffentlicht. Hier erklären sie, was darunter zu vestehen ist, welche Menschen sich bereits daran beteiligen, wie Kommunikation in der Beziehung besser funktioniert und wie man den Sex bekommt, den man will. Sie gehen einerseits auf Fakten und theoretisches Wissen ein, andererseits beleuchten sie Fälle aus ihrer Praxis, vor welchen Problemen diese Pärchen standen und welche Lösungen sie gefunden haben. Und es gibt noch viele weitere spannende Themen. Einvernehmlichkeit, Denkmuster, Polyamorie, sexpositive Festivals u.v.m. Als Einstieg gut geeignet.
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"Worüber wir nicht sprechen sollen - es jetzt aber trotzdem tun" von Nimko Ali [Erfahrungsberichte]
Über den weiblichen Körper herrschen viele Mythen. Viele Themen sind immer noch ein Tabu. Vieles wird versteckt, wird mit Codewörtern versehen oder als unrein betrachtet. In diesem Buch hat die Autorin Stimmen von Frauen versammelt, die die unterschiedlichsten Geschichten über ihre Körper erzählen. Vor allem religiös geprägte Lebensumstände erschweren es, einen offenen, schamfreien Umgang mit den weiblichen Körperfunktionen zu pflegen. Die Periode, Schwangerschaft, der Orgasmus und die Menopause werden hier zentral betrachtet. Die sehr persönlichen Geschichten sind aber kein Zuckerschlecken. Sie sind brutale Wirklichkeit. Es ist eine Hommage an die Vagina.
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"Pick Me Girls" von Sophie Passmann
[keine
feministische Kampfansage, kein Teenager-Selbsthilfebuch, keine Autobiografie]
Wenn Frauen andere Frauen wegen ihrer stereotypischen
Merkmale/Interessen abwerten, um bei Männern mehr Aufmerksamkeit zu bekommen,
nennt man diese Frauen "pick me girls". Passmann beleuchtet in diesen
Memoiren die Momente in ihrem Leben, die sie als Mädchen und Frau geprägt
haben, auch diese, wo sie selbst ein pick me girl war. Es ist vor allem eine
Auseinandersetzung mit ihrem Körper und wie dieser von der Gesellschaft, aber
vor allem von Männern wahrgenommen wurde/wird. Sie geht davon aus, dass alle
Frauen irgendwann in ihrem Leben pick me girls waren. Mit diesem sehr
persönlichen Buch, in dem sie das alles reflektiert und analysiert, spricht sie vor allem jene an, die um die Jahrtausendwende ihre
prägenden Kinder- bzw. Jugendjahre hatten, die Millenials.
(Verlag)
FIKTIVE GESCHICHTEN
"On The Come Up" von Angie Thomas [Jugendbuch] Wie schon in ihrem Debüt "The Hate U Give" beschäftigt sich Thomas auch hier mit strukturellem Rassismus, Gangleben, Beziehungen und Familie. Nur diesmal widmet sie sich intensiv dem Thema Musik und vor allem HipHop. HipHop war und ist für die Autorin selbst ein sehr wichtiger Teil ihres Lebens und für viele bedeutet Musikmachen einfach Erfolg und Anerkennung. Thomas will durch ihre Charaktere für einen großen Teil der jüngeren Generationen Identifikationsmöglichkeiten in der Litertur schaffen, weil diese oft nicht repräsentiert werden und so keinen Anreiz sehen, überhaupt Bücher zu lesen.
"Gute Geister" von Kathryn Stockett [Historischer Roman]
Nordamerika in den 1960er Jahren. In den Südstaaten wurde Rassentrennung gelebt. Eine junge weiße Frau, genannt Miss Skeeter, stellt das System in Frage und tut sich mit zwei Schwarzen Frauen zusammen, um gemeinsam dagegen zu kämpfen. Das Buch ist Frauenpower schlechthin und versucht die Rassentrennung aus den zwei gegenüberstehenden Perspektiven zu zeigen. Doch auch Kritik gegenüber der Geschichte ist hier sehr angebracht!
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"Das dänische Mädchen" von David Ebershoff [Historischer Roman]
Kopenhagen 1925. Greta und Einar führen eine glückliche, liebevolle Ehe. Bei Einar zeigt sich mit der Zeit, dass er eigentlich eine Frau in einem Männerkörper ist. Einar wird zu Lilli und macht daraufhin eine zur damaligen Zeit schwierige körperliche Angleichung an ihr eingentliches körperliches Empfinden und erwünschtes Erscheinungsbild durch. Gemeinsam mit Greta, schaffen es die zwei außergewöhnlichen Frauen allen Widerständen entgegenzutreten.
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"Miroloi" von Karen Köhler [Roman]
Auf der Insel, wo dieser Roman spielt, herrscht ein patriarchales sowie archaisches System. Sie ist von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschnitten. Frauen haben dort nicht viel zu sagen, alles wird von den Männern bestimmt. Ein zur Außenseiterin gemachtes Mädchen rebelliert im Stillen, indem es Lesen und Schreiben lernt und so eine eigene Stimme bekommt. Außerdem entdeckt sie ihre Sexualität und erlangt durch diese Kombination eine unglaubliche Kraft, die es ihr ermöglicht, ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu können.
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"Das Verhältnis" von Gabrielle Zevin [Roman]
Das Internet vergisst leider nichts. Das muss Aviva auf die harte Tour lernen, als die Affäre mit ihrem Boss auffliegt und ihr ganzes Leben daraufhin anders verläuft, als geplant. Es ist nämlich sie, die die Konsequenzen in all ihren Lebensbereichen tragen muss. Er kommt so ziemlich ungeschoren davon. Der klug aufgebaute Roman erzählt das Ereignis aus den Perspektiven von vier Frauen, die von dem Verhältnis und dem darauffolgenden Medienwahnsinn betroffen waren/sind.
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"Fantastic Stories for Fearless Girls" von Anita Ganeri [Märchen]
Vergesst Schneewittchen, Dornröschen und Aschenputtel. Hier kommen Mizilca, Feng Mian und Sumac, die sich auch
ohne Prinzen ganz gut in der Welt zurechtfinden. Die 15 Märchen aus aller Welt handeln von mutigen Mädchen und Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und von Rollenklischees weit entfernt sind. Die kurz gehaltenen Erzählungen schaffen tolle weibliche Vorbilder für Kinder (nicht nur für Mädchen, wie der Titel vielleicht fälschlicherweise impliziert).
"Die andere Welt" von Julie Cohen [Roman] Louise und Louis haben die gleiche Ausgangssituation in ihrem Leben: Eltern, Heimatort, Freund*innen, Aussehen. Doch einen Unterschied gibt es und zwar ihr Geschlecht. Cohens Roman handelt von zwei Parallelwelten und geht einmal dem weiblichen (Louise) und einmal dem männlichen (Louis) Lebensweg auf den Grund. Was ist anders? Was ist gleich? Was lässt sich auf das Geschlecht zurückführen? Die Idee hinter dem Buch und auch die konzeptuelle Umsetzung sind sehr spannend und Cohen hat die Geschlechterunterschiede relativ gut herausgearbeitet. Zwar hat sie mich damit nicht überrascht, aber einen soliden Roman geschrieben.
Hey =)
AntwortenLöschenFinde diese "Aktion" von Emma Watson total klasse.
Wirklich beeindruckend, was du von ihrer Liste schon alles gelesen hast. Ein paar der Titel sagen mir was, aber der Großteil ist mir völlig unbekannt.
LG
Anja
Hey Anja,
AntwortenLöschenmeinen alten Kommentar habe ich irgendwie ausversehen gelöscht, frag mich nicht wie 🤦♀️
ich finde ihre Aktion auch sehr cool. Schade, dass sie damit aufgehört hat. Ich hoffe, dass sie irgendwann wieder die Motivation hat, weiterzumachen. Die Bücher haben doch durch sie eine besondere Aufmerksamkeit bekommen.
Ich kannte auch sehr viele Bücher nicht und bin jetzt (5 Jahre später) sehr froh, so tolle Bücher entdeckt und gelesen zu haben.
Alles Liebe
Anja
und ich bin immer noch dabei, die Liste abzuarbeiten 😁
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