Freitag, 9. August 2019

Rezension: Hunger // Roxane Gay


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DER HUNGER NACH LEBEN



Meine Meinung
In ihrem Buch "Hunger" erzählt Roxane Gay ihre persönliche Geschichte. Vor allem die Geschichte ihres Körpers und ihres Hungers. Gay ist besonders dick und sie hat hier niedergeschrieben, warum sie so dick geworden ist, welche Gründe sie für das viele Essen hat, wie die Gesellschaft auf sie reagiert, welche Probleme mit dem Dicksein entstehen können. Sie beschreibt schonungslos, was sie erlebt hat, sie schreibt schonungslos über ihre Gefühle, ihr Verhalten, ihre Beziehungen.

Ich bewundere sie für ihren Mut, sich quasi durch ihre Geschichte nackt vor uns zu zeigen. Ihr Körper ist eben permanent Thema. Und wie stark muss sie sein, wenn sie es geschafft hat, so ein Buch zu veröffentlichen. Sie sagt selbst, dass das keine Erfolgsgeschichte ist, aber trotzdem ist es eine Geschichte, die erzählt werden muss. Und das stimmt. Das viele Essen ist für sie so viel mehr als nur reiner Hunger und um das zu verstehen, muss man eben die ganze Geschichte kennen. 

 Es gibt ein Davor und ein Danach und sie gliedert ihr Buch auch irgendwie so. Die Umsetzung hat mir nicht immer so gefallen. Für mich war es ein bisschen wirr zu lesen. Nicht immer ist es chronologisch, sie spart Namen und Ortsnamen aus, um der Anonymität gerecht zu werden. Sie beschreibt auf erdenklich viele Arten oft das Gleiche. Und es wiederholt sich dadurch eben. Vielleicht ist es notwendig, auf so viele unterschiedliche Weisen und auch oft weit ausholend das Gleiche auszudrücken, damit man es auch aus jedem Blickwinkel versteht, mir war es etwas zu viel und dadurch etwas langatmig. Ihre Gedankengänge waren auch oft sehr widersprüchlich, aber das kann ich noch nachvollziehen, da das Leben oft aus Widersprüchen besteht und man diese auch braucht.

Ihr Schreibstil ist sehr einfach gehalten, nur leider wiederholt sie ihre einfachen Sätze immer und immer wieder. Das ist sehr öde. Ich bin selbst nicht von der Krankheit betroffen und Gay hat mir sehr viel an Verständnis für einen dicken Körper vermittelt, aber ihre Selbstdarstellung stieß bei mir auch oft auf gewisse Widerstände bei mir selbst. Ich kann es selber nicht so ganz einordnen, was das war. Trotzdem hat sie viele Wahrheiten erkannt, Schönheitsideale verdammt, gesellschaftliche Systeme, Normen, Ansichten kritisch hinterfragt und deswegen ist dieses Buch auch ein wichtiger Beitrag zu einem absolut notwendigen Umdenken. 


Fazit

 Sich in seinem Körper wohlzufühlen, ist das Um und Auf für ein erfülltes Leben. Sich in seiner Umwelt wohlzufühlen genauso. Roxane Gay schreibt mit ihrem Buch gegen Vorurteile gegenüber dicken Menschen an. Sie versucht durch ihre eigene Geschichte, die von traumatischen Erlebnissen, sozialer Abschottung, verkorksten Beziehungen erzählt, für andere Menschen augenöffnende Beispiele zu finden, wie ein Leben aussehen kann, wenn Menschen verabscheungswürdige Dinge tun, wenn die Gesellschaft ihre steinharte Seite zeigt und man selbst es nicht schafft, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Eine Leseempfehlung, die ich trotz der erwähnten Kritikpunkte gerne ausspreche!





Infos
  • Autorin: Roxane Gay, geboren 1974, ist Autorin, Professorin für Literatur und eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen und literarischen Stimmen ihrer Zeit. Sie schreibt u.a. für die New York Times und den Guardian, ist sie Mitautorin des Marvel-Comics »World of Wakanda«, Vorlage für den hochgelobten Actionfilm Black Panther (2018), dem dritterfolgreichsten Film aller Zeiten in den USA. Roxane Gay ist Gewinnerin des PEN Center USA Freedom to Write Award. Sie lebt in Indiana und Los Angeles. (Quelle: https://www.randomhouse.de/Autor/Roxane-Gay/p635805.rhd 8.7.2019)
  • Seitenanzahl: 320 Seiten
  • Einband: fester Einband
  • Verlag: btb Verlag
  • ISBN: 978-3-442-75814-2

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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