Donnerstag, 25. März 2021

Rezension: Die andere Welt // Julie Cohen

 

 WAS WÄRE, WENN...
 

Meine Meinung
Peggy und Irving bekommen ein Baby. Es ist ein Mädchen. Sie nennen es Louise. Aber was wäre, wenn das Baby ein Junge geworden wäre? In einer Parallelwelt wird es ein Junge namens Louis und Julie Cohen geht den beiden Lebenswegen auf den Grund. Die Ausgangssituation ist gleich: Eltern, Freunde, Heimatort, Interessen, Merkmale im Aussehen. Aber die Fragen lauten: Worin unterscheiden sie sich? Wie verläuft die Erziehung? Welche Entscheidungen treffen sie? Wie behandelt das Umfeld die beiden aufgrund ihres Geschlechts? 

Abwechselnd erzählt Cohen die Geschichten von Louise und Louis. Die sich wirklich in vielen ähneln, aber dann doch in einigen Aspekten anders sind. Getragen werden beide von einem großen Ereignis, das den beiden in ihrer Jugendzeit passiert ist, und um das ein großes Geheimnis gemacht wird. Dieses Geheimnis soll die Spannung über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten, nur ich fand es leider etwas nervig, dass ich so lange immer nur mit Andeutungen hingehalten wurde. Das Buch hat einige Längen, es zieht sich. Erst zum Schluss wurde es für mich interessanter. 

Die Verarbeitung der Geschlechterdifferenzen ist Cohen im Grunde gut gelungen. Überrascht hat sie mich aber nicht und vieles ist vorhersehbar. Sie bleibt meiner Meinung nach mit der Geschichte sehr an der Oberfläche und nicht immer konnte ich die Entscheidungen der Protagonist*innen dem Geschlecht zuordnen. Vieles wird so offensichtlich dargestellt und wenig steht zwischen den Zeilen. Mir fehlten die Raffinesse, die Komplexität des Themas und irgendwie auch die Originalität, auch wenn ich so ein Buchkonzept noch nie gelesen habe. Die Geschichte an sich bleibt hinter meinen Erwartungen zurück.

Die Themen, die die Autorin aufgreift, sind jedoch schwere Kost. Zu Verdauen gibt es eine schwere Krankheit, (sexuelle) Gewalt, Gaslighting, Missbrauch, Tod. Den Schreibstil fand ich angenehm zu lesen, trotz der Längen und den anderen Kritikpunkten, konnte mich Cohen doch irgendwann  abholen, sodass ich (nachdem ich mal den Anfang geschafft hatte) gerne gelesen habe. 

Fazit
Cohen erzählt die Geschichten von Louise und Louis, deren Ausgangssituation gleich ist, aber aufgrund ihres Geschlechts unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Leider schafft Cohen es nicht, mich mit der Geschichte zu überraschen, sie bleibt mit ihren Charakteren und mit ihrer Idee an der Oberfläche. Das Konzept an sich war jedoch spannend, kommt aber leider nicht ohne Längen aus. Nichtsdestotrotz lohnt es sich durchzubeißen und Louises und Louis' Lebenswege zu verfolgen. Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.

 

 

Infos
  • Autorin: Julie Cohen wurde in Maine, USA, geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit zwischen Büchern in der Bibliothek, studierte Literatur an der Brown und der Cambridge University, und wenn sie nicht gerade an ihren Romanen arbeitet, leitet sie Schreibworkshops. Sie lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund in Berkshire, England. (Quelle: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Julie-Cohen/p423197.rhd 24.03.2021)
  • Einband: flexibler Einband
  • Seitenanzahl: 384 Seiten
  • Verlag: Diana
  • ISBN:  978-3-453-36053-2

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

 

 

2 Kommentare:

  1. Hey,

    danke für deine ehrliche Einschätzung. Vom Inhalt her klingt die Geschichte spannend, aber na ja, wenn sie recht oberflächlich ist, dann muss ich mir das mal genauer überlegen. Hatte das Buch nämlich auch schon auf meiner Liste!

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    1. Hey,
      es ist ein solider Roman. Meine Erwartungen waren wahrscheinlich einfach zu hoch.

      Liebe Grüße
      Anja

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