Samstag, 11. September 2021

Rezension: Riot, don't diet! Aufstand der widerspenstigen Körper // Elisabeth Lechner

 SCHÖNHEITSREVOLUTION
 
 
 
Meine Meinung
Dünn, fit, weiß, jung, normschön und Haare bitte nur an den richtigen Stellen. So sehen viele Menschen in Magazinen, Filmen/Serien und in der Werbung aus. Ich finde es mittlerweile langweilig, wenn immer die gleichen Typen bedient werden. Außerdem ist diese Gruppe in der Gesellschaft am priviligiertesten. Das ist auf vielen Ebenen problematisch. Lechner hat sich in ihrem Studium mit allen Arten von Körpern beschäftigt, aber vor allem mit den "ekligen" weiblichen Körpern, Körpern, die nicht der Norm entsprechen. Ihr Wissen dazu hat sie nun auch für nicht akademische Kreise in diesem Buch zusammengetragen und aufbereitet. Es ist Zeit für eine Schönheitsrevolution, damit nicht nur patriarchale und kapitalistische Schönheitsideale vorherrschen, sondern die Vielfalt zelebriert und überall auch repräsentiert wird. Doch dafür müssen ganz viele internalisierte Vorurteile abgebaut werden.
 
Dick, haarig, queer, Schwarz, alt und behindert. Diese Merkmale entsprechen nicht den derzeitigen Schönheitsnormen. Aber wer definiert eigentlich, was schön ist? Und warum reduzieren wir Menschen immer noch auf ihre Körper? Die Autorin widmet jedem dieser Merkmale ein Kapitel. Darin gibt sie eine Fülle an Informationen, unter anderem auch, wie Menschen, die sich in einer oder mehreren Gruppen einordnen, diskriminiert werden. Das Buch dient sehr gut als Einstieg in die Thematik. Viele Begriffe werden erklärt und Zusammenhänge aufgezeigt. Man merkt der Autorin ihren akademischen Hintergrund aber leider immer noch sehr an. Sie schreibt sehr wissenschaftlich und teilweise "hochgestochen". Trotzdem versucht sie vieles herunterzubrechen und für alle verständlich zu machen. 

Besonders gut gefallen haben mir die Einblicke in Lebensrealitäten von verschiedenen Menschen, die, wie auch immer, nicht dem Ideal entsprechen und hauptsächlich unbezahlte Social Media Arbeit im Hinblick auf das Aufbrechen der Schönheitsnormen leisten. Lechner hat mit diesen Menschen Interviews geführt und diese ins Buch mit eingebracht. Sie eröffnen Perspektiven, die man vielleicht davor noch nicht mitbedacht hat. Ich finde, dass hat die Informationsflut ein bisschen aufgelockert. Manche Kapitel waren ausgiebiger als andere. Was ich ein bisschen schade finde, da zum Beispiel das Thema Altern sicher noch viel mehr hergegeben hätte. Hier wird vor allem auf die Filmindustrie eingegangen und wie Schauspieler*innen mit dem Alter einfach viel weniger Rollen bekommen.

Fazit
Oberflächlichkeiten wird hier der Kampf angesagt. Das Buch dient sehr gut als Einstieg ins Thema Körperpolitik und Diskriminierungsarten aufgrund des Erscheinungsbildes. Es geht um Body Positivity und Body Neutrality. Beides wird aber auch kritisch hinterfragt. Die Autorin hat zum Thema unmengen an Informationen aufbereitet und mit Interviews mit spannenden Persönlichkeiten unterlegt. Sehr starke Leseempfehlung!





Infos
  • Autorin: Elisabeth Lechner ist Kulturwissenschaftlerin und hat zu ‚ekligen‘ weiblichen Körpern und Body Positivity an der Universität Wien promoviert. Sie forscht an der Schnittstelle von Popkultur-Studien, feministischer Medienwissenschaft, Affect & Body Studies, publiziert wissenschaftlich & essayistisch und gibt Workshops zu Medienkompetenz, Feminismus, Body Positivity, Body Shaming und Lookismus. Sie arbeitet als Referentin im Büro für digitale Agenden der Arbeiterkammer Wien. (Quelle: https://www.kremayr-scheriau.at/autoren/elisabeth-lechner/ 02.08.2021)
  • Einband: flexibler Einband
  • Seitenanzahl: 192 Seiten
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • ISBN:  978-3-218-01254-6

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!


 

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