Mittwoch, 4. September 2019

Rezension: Feministin sagt man nicht // Hanna Herbst



FEMINISTIN IST KEIN SCHIMPFWORT


Meine Meinung
Mit diesem Buch hat Hanna Herbst einen tollen Beitrag zur ganzen Feminismus-Debatte geleistet. Als Einsteigerbuch in die Thematik ist es perfekt. Sie erklärt nicht nur das System Patriarchat, sondern geht auch auf den Hass ein, dem Feminist*innen oft ausgesetzt sind. Sie setzt sich mit Gewalt und Macht, dem Körper sowie Pornographie auseinander und gibt dazu immer wieder Einblicke in ihr persönliches Leben und erzählt von ihren Erfahrungen.

Die Aufmachung des Buches ist anders als erwartet, aber ich finde sie sehr ansprechend. Optisch wirklich sehr gelungen. Zwei Spalten auf jeder Seite und dazwischen immer große Zitate von wichtigen Frauen und wichtigen Aussagen. Herbst baut sehr viel von bekennenden Feminist*innen ein, beruft sich auf Studien, beschreibt zum Thema passende Fälle und gibt viele, viele Beispiele, warum wir Feminismus brauchen. Und wir brauchen ihn dringend in allen Lebensbereichen!

Die Medien kommen bei Herbst nicht gut weg. Vor allem nicht die österreichischen Boulevardblätter. Hanna Herbst lebt in Wien und für mich war es eine positive Erfahrung über meine eigenen Politiker*innen oder nationale Bekanntheiten zu lesen. Meine bisherige feministische Lektüre war sehr amerikanisch geprägt. Auch unsere Sprache wird einer kritischen Prüfung unterzogen. Wie wir über Frauen sprechen, wie wir über Gewalt sprechen, wie wir über Sex sprechen ist nicht selbstverständlich und braucht ständige Reflexion.

Es wird nie die menschliche Seite vergessen. Und auch nie die humorvolle. Durch die vielen persönlichen Einblicke konnte ich mich stark mit den Erfahrungen identifizieren. Die Autorin ist nie für ein "Frauen gegen Männer". Sie zeigt auf, dass sowohl Feminismus als auch Patriarchat Dinge sind, die von jedem Menschen entweder befürwortet oder abgelehnt werden können, egal welches Geschlecht sie haben, wie sie ausschauen, wo sie herkommen.

Fazit

Hanna Herbst zeigt anschaulich was es heißt, in Europa eine Frau zu sein. Sie schreibt von ihren Erfahrungen als weiße Frau, betont aber immer wieder, dass Solidarität mit allen Frauen Macht bedeuten kann und es wichtig ist, das Leben als Frau erfahrbar zu machen und darüber zu schreiben. Das hat sie gemacht und durch viele Beispiele, Studien, Erklärungen und den Aussagen wichtiger Frauen die Notwendigkeit von Feminismus und Solidarität aufgezeigt. Lesen! 
Und um das hier mit Hannas Worten abzuschließen: Feministin sagt man doch!





Klappentext
Es gibt Worte, die sind durch inflationären Gebrauch leer geworden. Globalisierung ist so ein Wort. Neoliberalismus ist auch so ein Wort. Hat man oft gehört, dass man im Strahl kotzen will. Und alle haben eine Meinung dazu. Noch so ein Begriff, der beim Großteil der Bevölkerung sofort Übelkeit verursacht: Feminismus. Auf der einen Seite die Feministinnen, die Spielverderberinnen der Nation, die die große patriarchale Party des Lebens gecrasht haben. Und der Rest der Welt will endlich mal wieder einen sexistischen Witz reißen dürfen. Sorry, aber der Drops mit der Gleichberechtigung ist wirklich noch nicht gelutscht. Ehrlich. Und wenn du das nicht glaubst, dann lies hier rein.



Infos
  • Autorin: Hanna Herbst, geboren 1990 in Mainz, lebt in Wien. Die Journalistin war stv. Chefredakteurin von VICE Österreich. Sie ist Co-Chefredakteurin des Magazins Liga und initiierte in Österreich das Frauenvolksbegehren 2018 mit. Sie kommentiert und schreibt online und offline zu Feminismus, Rechtsextremismus und über das Leben. (Quelle: https://www.brandstaetterverlag.com/buch/feministin-sagt-man-nicht 3.9.2019)
  • Seitenanzahl: 136 Seiten
  • Einband: fester Einband
  • Verlag: Brandstätter
  • ISBN: 978-3-7106-0194-1

1 Kommentar:

  1. Liebe Anja,

    das passt ja wunderbar zum feministischen September! Ich habe den Artikel direkt auch verlinkt 😊

    Und ja, "Feminist*in sagt man doch!"

    AntwortenLöschen