Montag, 23. Mai 2022

Rezension: Die Sammlerin der verlorenen Wörter // Pip Williams

 DIE GESCHICHTE DES OXFORD ENGLISH DICTIONARY
und der daran beteiligten Frauen




Meine Meinung
Pip Williams geht in diesem Buch der Frage nach, was eigentlich mit all den Wörtern passiert ist, die es nie in die erste Fassung des Oxford English Dictionary geschafft haben. Auffallend ist, dass es hauptsächlich Wörter sind, die als ordinär und frauenbezogen und somit als unwichtig angesehen wurden. Esme ist die Tochter einer der Lexikographen, die am Wörterbuch arbeiten. Sie verbringt in ihrer Kindheit sehr viel Zeit am Arbeitsplatz ihres Vaters und fühlt sich von den Wörtern magisch angezogen. Als sie alt genug ist, fängt sie selbst dort zum Arbeiten an und widmet ihr Leben dem Wörterbuch. Sie merkt schnell, dass es manche Wörter nicht schaffen, aufgenommen zu werden, und so fängt sie an, diese Wörter heimlich zu sammeln. 

Die Geschichte lässt sich ziemlich viel Zeit am Anfang, aber wenn man das durchgestanden hat, wird es viel besser. Williams beschäftigt sich nicht nur intensiv mit dem Wörterbuch, sondern auch mit dem Leben einer Frau im 18. Jahrhundert. Kinder, Haushalt, gesellschaftliche Vorgaben, Stellung in der Gesellschaft, das alles wird thematisiert und ich habe es geliebt. Die aufkeimenden Proteste für das Frauenwahlrecht dienen in der Geschichte fast nur als Rahmen für die feministischen Themen, die hier bearbeitet werden. 

Die Autorin schreibt sehr anschaulich und verständlich. Der Geschichtenverlauf war mir manchmal zu sehr abgehakt. Es zieht sich über viele, viele Jahr und dadurch hatte ich oft das Gefühl von Distanz. Esme wuchs mir schon ans Herz und ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt, aber es hat mir etwas gefehlt, etwas Raffinesse im Erzählen. Die Nebencharaktere blieben bis auf Lizzie, die Haushaltsgehilfin, alle sehr fremd und unnahbar. Es kann daran liegen, das die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Natürlich bekommt man dadurch einen detaillierten Einblick in Esmes Gedanken, anderes geht jedoch etwas unter. Esmes Entwicklung fand ich schön zu beobachten. Sie reift sehr mit dem, was sie erlebt.

Es gibt hinten im Buch eine Erklärung zur Übersetzung. Ich verstehe manchmal nicht, dass sowas hinten ist, wenn es eigentlich sehr wichtig fürs Lesen an sich ist, zum besseren Verständnis beiträgt. Jedenfalls wird die Verwendung der englischen Wörter beschrieben und warum es wichtig ist, dass diese im Original geblieben sind. Also es lohnt sich, vorher einen Blick zum Ende des Buches zu werfen. 

Fazit
Nach den anfänglichen Längen (diese verschwinden zwar nicht ganz, werden aber kürzer), habe ich mit großem Interesse Esmes Geschichte verfolgt, die gleichzeitig die Geschichte des englischen Wörterbuches ist. Die Figur Esme ist fiktiv, nicht jedoch die Entstehung des Wörterbuchs. Die Geschichte ist für alle interessant, die sich für Sprache und Wörter interessieren, auch wenn es die englische Sprache ist, um die es geht. Ich mochte auch den Blick auf die Frauenschicksale sehr.



Infos
  • Autorin: Pip Williams, geboren in London, aufgewachsen in Sydney, lebt mit ihrer Familie in Südaustralien. Sie ist Sozialwissenschaftlerin und neben ihrer Forschung leidenschaftliche Autorin eines Reisememoirs, von Artikeln, Buchrezensionen, Flash Fiction und Gedichten. Ihre Faszination für Sprache und ihre Recherchen in den Archiven des Oxford English Dictionary inspirierten ihren ersten Roman »Die Sammlerin der verlorenen Wörter«, der ein Nr.-1-Sensationserfolg in Pips australischer Heimat wurde. Mehrfach preisgekrönt, stand dieser Roman auf der Shortlist für den Walter Scott Prize for Historical Fiction. (Quelle: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Pip-Williams/p695419.rhd 03.01.2022)
  • Einband: fester Einband
  • Seitenanzahl: 506 Seiten
  • Verlag: Diana
  • ISBN:  978-3-453-29263-5

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

1 Kommentar:

  1. Scheint eine sehr gelungene Geschichte zu sein, die mich sehr anspricht;)

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