Sonntag, 3. November 2013

Rezension: No place, no home // Morton Rhue



WENN MAN ALLES VERLIERT



Eigene Meinung
Wegen des Namens Morton Rhue bin ich eigentlich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Der Autor des Klassikers "Die Welle" (u.v.m.) hat wieder einmal ein heißes Thema aufgegriffen und in einen Jugendroman verarbeitet. Ob auch dieser hier zum Klassiker wird, irgendwann?

Ich muss gestehen, dass ich eine Weile gebraucht habe, bis ich mich in dieser Welt von Dan zurecht gefunden habe. Ich wusste lange nicht was ich jetzt von der ganzen Situation halten soll, was der Autor mir sagen will.

Als Charakter hat mir Dan jetzt nicht so gefallen, ich wurde lange nicht warm mit ihm und fand einfach keinen Bezug zu ihm. Irgendwie bleiben er und die Nebenfiguren für mich ziemlich blass. Vielleicht Dan nicht unbedingt, aber er hat für mich keine Ecken und Kanten, die einen überzeugenden Charakter ausmachen.
Dan's Kampf mit seiner neuen Situation kam mir oft ein bisschen lieblos vor. Ich weiß auch nicht, irgendwas fehlte mir in der Geschichte. Seine Ängste in der Schule konnte ich aber gut nachvollziehen. Es tut mir weh, wie seine Freunde auf das alles reagieren.
"Sie waren alt und obdachlos. Wie konnten sie so unbeschwert sein?" - S. 129
Dan's Gedanken waren oft noch unreif und für einen, der bald aufs College kommt, oft zu unreif für meinen Geschmack.
Vom Schreibstil her ist mir das Lesen sehr leicht gefallen. Rhue verwendet eine schöne Sprache. Mein Lieblingssatz, der hängengeblieben ist, ist eindeutig auf Seite 62. "Man hat immer eine Wahl." Da stellt sich dann die Frage: Hat man wirklich immer eine Wahl?
In einen richtigen Lesesog wurde ich aber nicht gezogen. Es war jetzt nicht so, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Was ich auch toll fand, waren die Namen, die Rhue den Orten im Buch gegeben hat. Da wäre zum Beispiel Average, die Stadt in der Dan lebt. Average bedeutet Durchschnitt. Es ist also eine Durchschnittsstadt, eine Stadt, wie jede andere. Das was dort passiert kann also überall passieren.
Zum Anderen wäre da Dignityville, die Zeltstadt. Dignity bedeutet Würde oder Erhabenheit. Verliert man seine Würde, wenn man obdachlos wird? In der Stadt der Würde auf keinen Fall. Die Idee hinter dieser Stadt finde ich einerseits total genial, andererseits ist die Lösung auch keine, die 100 Prozent perfekt ist.

Also das Ende hat für mich noch einiges rausgerissen, auch wenn es ziemlich schnell kam und dann doch etwas unbefriedigend endet. Aber es hat was und es hat mir irgendwie gefallen, da eine klare Botschaft vermittelt wird, die unglaublich wichtig ist!

Ein weiteres Augenmerk legt der Autor auf ein bestimmtes Buch und zwar "Früchte des Zorns" von John Steinberg, welches Dan in der Schule gelesen hat und öfters seine Situation mit der Situation in diesem Buch vergleicht. Ich als Leser wurde dadurch total neugierig auf "Früchte des Zorns", was vielleicht auch Absicht von Rhue war, weil es wirklich ziemlich oft erwähnt wird. ;)

Fazit

Für mich leider kein Roman, der als Klassiker avancieren wird, aber ein gutes Buch für zwischendurch, dass einen zum Nachdenken anregt und Fragen aufwirft, die schwer zu beantworten sind. Im Buch wird nicht erwähnt wann diese Geschichte spielt, sie hat aber eine unglaubliche Aktualität, die sich nicht abstreiten lässt. Rhue hat schon bessere Bücher geschrieben, trotzdem ist dieses hier genauso lesenswert!





Klappentext

Was, wenn du plötzlich vor dem Nichts stehst?

Kein Geld. Kein Zuhause. Keine Sicherheit. Wenn die letzte Möglichkeit, irgendwo Zuflucht zu finden, ein windiges Zelt ist.

Und alle sind gegen dich ...


Inhalt

Nie im Leben hätte Dan damit gerechnet, dass auch er und seine Eltern einmal hier landen würden: in Dignityville. Dignityville ist eine Zeltstadt, ein Zufluchtsort für Leute, die erst ihre Arbeit, dann ihr Haus verloren haben. Ein Ort für Verlierer, die sich nicht genug angestrengt haben, dachte Dan. Doch dann lernt er Menschen kennen, die ohne Schuld ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft verloren haben - nicht jedoch ihren Stolz und den Willen, ihn sich zurückzuerobern.


Infos

  • Autor: Morton Rhue, der eigentlich Todd Strasser heißt, wurde am 5. Mai 1950 auf Long Island, New York, geboren und wuchs auch dort auf. Als junger Mann reiste er durch die USA und Europa und verdiente sich sein Geld z. B. als Schiffssteward und Straßenmusiker. (Quelle: http://www.ravensburger.de/start/ravensburger-buchautoren-und-illustratoren/autoren/rhue-1459/index.html )
  • Seitenanzahl: 285 Seiten
  • Originaltitel: No place, no home
  • Einband: gebunden
  • Einzelband
  • Verlag: Ravensburger Verlag
  • ISBN: 978-3-473-40100-0

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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