Donnerstag, 11. Juli 2013

Rezension: Die Wand // Marlen Haushofer


 

ALLEIN 

 

Meine Meinung
Die Wand ist ein durchwachsenes Buch. Friedlich und ruhig und doch so aufwühlend und beängstigend. Man wird gefangen genommen von der Einsamkeit der Berge, der Natur, des Waldes. Als Leser muss man diese Einsamkeit bei sich selbst zulassen, um die Tragweite des Romans im ganzen Ausmaß verstehen zu können. Man wird wirklich einsam, wenn man dieses Buch liest, und freut sich dann auf echte Unterhaltungen mit lieben Menschen, wenn man die Wand zur realen Welt durchbrechen kann.

Die Frau, sie hat keinen Namen, sie hat schon einen, aber den verrät sie uns nicht, weil er irrelevant im Bezug auf ihre Geschichte ist und wer sollte den Namen schon benützen, wenn sie von sich selbst schreibt und mutterseelenallein in den Bergen lebt? Jedenfalls, diese Frau schreibt einen Bericht über ihr Leben, gefangen, allein, ums Überleben kämpfend, verantwortlich für die Tiere und deswegen unmöglich aus dem monotonen Leben, zum Beispiel durch den Tod, auszubrechen und zu fliehen. Die Tiere geben ihr einen Grund weiterzuleben.

Monoton ist auch die Geschichte, aber das stört, wenn man sich darauf einlässt, nur im geringsten. Freunde des Abenteuers, des Actionreichtums, der Spannung und auch der Liebe, finden hier in diesem Buch wahrscheinlich keine Lektüre, die ihnen gefällt. Hier geht es doch mehr um die Bedeutung und die Beudeutungslosigkeit von Dingen, Erwartungen, Einstellungen und des Menschen an sich.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Es ist halt doch ein Buch, bei dem die Autorin schon lange tot ist. Aber es liest sich ziemlich flüssig und angenehm und thematisch hat die Geschichte eine hochbrisante Aktualität, kann man sie doch auf unterschiedliche Arten einordnen. Vermutlich steht diese Wand und die Isolation im übertragenen Sinne für viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint.
Ein kleines Manko ist, dass alles in einer Wurscht durchgeschrieben ist. Es gibt keine Kapiteleinteilungen, keine Abstände, keine Leerzeilen. Da muss man mitten im Geschehen abbrechen, wenn man mal aufhören will.

Das Ende bleibt offen und es ermöglicht so dem Leser eine eigene Geschichte weiterzustricken. Am Ende passiert dann auch endlich was Spannendes und man wünscht sich, einfach mehr über das Geschehene in Erfahrung zu bringen.

Fazit

Aufwühlend gut, beängstigend ruhig. Ein Buch, dem man Zeit geben muss und das mit der Zeit dann doch mehr Überwindung benötigt. Man muss allein sein und die Ruhe vor dem Sturm der Gedanken genießen können.

Infos

  •  Autorin: Marlen Haushofer wurde 1920 im oberösterreichischen Frauenstein geboren. 1946 veröffentlichte sie ihren ersten Text. Sie zählt heute mit Ingeborg Bachmann zu den Vorläuferinnen der modernen Frauenliteratur. Sie starb 1970 in Wien.
  • Seitenanzahl: 276 Seiten
  • Einzelband
  • Einband: Taschenbuch
  • Verlag: List Verlag
  • ISBN: 9783548610665
  • Verfilmung: Ja, kam Oktober 2012 in die Kinos

Inhalt

Eine Frau will mit ihrer Cousine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen Welt, richtet sie sich inmitten ihres engumgrenzten Stücks Natur und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein...

2 Kommentare:

  1. Als ich das Buch las, hab ich mich dann erst mal mit der Marlen Haushofer beschäftigen müssen. Dabei war vor allem ihr, sagen wir mal, philosophischer Hintergrund interessant. Ich habe bei dem Buch ständig an Massenvernichtungswaffen denken müssen...
    Ich halte das Buch für sehr aktuell. Auch der Film mit der Gedeck hat mir dabei gut gefallen. Es ist keines falls ein "altes" Buch. (Weil du so betonst, dass die Autorin schon lange tot ist.
    Viele Grüße vom
    KaratekaDD

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    1. Das Buch ist sehr aktuell! Da hast du recht und wurde gerade durch den Film wieder aktueller, den ich leider noch nicht gesehen hab.
      Ich meinte damit nur, dass man das ihrem Schreibstil halt doch ein wenig anmerkt An der Aktualität der Geschichte kratzt das natürlich überhaupt nicht.
      Vielleicht sollte ich das noch dazuschreiben, wäre schade, wenn man das so auffasst.

      Liebe Grüße
      Anja

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