Montag, 2. März 2020

Rezension: Hautfreundin - Eine sexuelle Biografie // Doris Anselm


HAUTNAHE BEGEGNUNGEN
 

Meine Meinung
Dies ist die sexuelle Biografie einer Frau. (Die Geschichte ist fiktiv, also nicht (offensichtlich) autobiografisch) Das heißt, in kurzen Episoden beschreibt sie als konstante Ich-Erzählerin - man erfährt ihren Namen nicht - ihre sexuellen Begegnungen mit Männern. (Leider ausschließlich mit Männern.) Darunter sind ihr erstes Mal, Affären, One-Night-and-Day-Stands, wie sie sich Sex in der Zukunft vorstellt und noch einiges mehr.

Anfangs hat man natürlich noch keine Ahnung von dieser Frau, erst mit der Zeit ergibt sich ein großes Ganzes, aber sie blieb mir bis zum Schluss doch fremd. Sie nimmt in ihren Texten immer wieder Bezug auf frühere Erlebnisse, die in anderen Texten vorkommen, wenige bauen aufeinander auf. Trotzdem steht jedes Kapitel für sich, mit Anfang und Ende und neuen Nebencharakteren. Das Buch will zeigen, dass eine Frau, die genau weiß, was sie will, auch mit wechselnden Partnern ein glückliches Leben leben kann.

Ich mochte diesen weiblichen Blick, den die Autorin auf die sexuellen Abenteuer gerichtet hat. Ihre Sprache ist schön, sinnlich und vor allem nicht pornografisch, jedoch konnte sie mich mit ihrem erotischen Schreiben nicht immer so erreichen. Aber das ist sicher Geschmacksache. Die einzelnen Storylines sind mal langweilig, mal interessant. Manche stechen auch aus der Menge hervor, leider sind diese in der Unterzahl und ein Großteil ist einfach nicht hängen geblieben. Die ersten Kurzgeschichten habe ich fast in einem Rutsch durchgelesen, ich war neugierig auf die Protagonistin, was sie alles erlebt, wie sie einfach das macht, auf das sie Lust hat und frei durchs Leben geht. Leider verlaufen viele der Geschichten nach einem ähnlichen Muster ab und es hat mich irgendwann gelangweilt.  (Ich habe mich - rein um mir eine eigene Meinung zu bilden - durch 50 Shades of Grey gequält. Anselms Buch ist hier um Welten besser.)

Fazit
Erotische Kurzgeschichten, die frei von jeden Erwartungen von einer normalen Frau erzählt werden, die einfach nur Spaß haben möchte und ihre sexuelle Befriedigung bei Männern findet, mit denen sie keine weitere tiefergehende Beziehung führt. "Hautfreundin" kann man gut lesen, schon allein wegen der Sprache ist es einen Versuch wert, bei mir blieb aber ein unbefriedigender Nachgeschmack.



Infos
  • Autorin: Doris Anselm, 1981 in Buxtehude /Niedersachsen geboren, hat Kulturwissenschaften in Hildesheim studiert, anschließend volontiert und lebt in Berlin. Dort hat sie 10 Jahre lang als Radioreporterin gearbeitet. 2014 war sie Hauptpreisträgerin des Literaturwettbewerbs open mike. (Quelle: https://www.randomhouse.de/Autor/Doris-Anselm/p600666.rhd 2.03.2020)
  • Seitenanzahl: 256 Seiten
  • Einband: fester Einband
  • Verlag: Luchterhand
  • ISBN: 978-3-630-87603-0

Klappentext
Gibt es noch schmutzige Worte? Hilft fesseln gegen Traurigkeit? Besitzt ein Mann mit einer schönen Stimme auch eine schöne Zungenspitze? Kann man zu zärtlich sein, wenn man bloß eine Affäre hat? Und gedeiht im Unanständigen vielleicht ein besonderer Anstand? - Sie ist eine Frau, die Sex mag und seltsame Fragen, ihre eigene Haut und die Haut ganz verschiedener Männer. Direkte Berührung ebenso wie den Salto ins Fantastische. Sie flirtet lieber unterwegs als online, weil sie den kleinen Rausch des ersten Schritts liebt. Ihr Blick auf Sex ist zugleich lustvoll und schräg, präzise und sanft. Die Männer, denen sie nah kommt, gehen ihr nah. Aber worauf steht sie eigentlich selbst? Und wie hat das angefangen? Nach und nach ergeben die Geschichten ihrer hautnahen Begegnungen eine Geschichte: die überraschend glückliche sexuelle Biografie einer freien Frau.


Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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