Donnerstag, 12. Dezember 2019

Rezension: Die Karte der zerbrochenen Träume // Zeyn Joukhadar


 EINE GESCHICHTE ÜBER VERLUST
 
 
Meine Meinung 
In Syrien herrscht Krieg, sodass Nour und ihrer Familie nichts anderes übrig bleibt, als davor zu flüchten. Das junge Mädchen erzählt hier zwei Geschichten. Einerseits ihre eigene Fluchtgeschichte, die von vielen Entbehrungen, Gewalt, Verlust und Angst gezeichnet ist, andererseits erzählt sie von Rawiya, die vor hunderten Jahren in ein Abenteuer aufbricht und als Heldin zurückkehrt. Beide gehen einen ähnlichen Weg, aber mit unterschiedlichen Intentionen. Diese beiden Geschichten verbinden sich auf einer zusätzlichen Ebene, die man erst mit der Zeit erkennt. Das fand ich sehr schön.

Am Anfang hat mich der Wechsel der Geschichten noch aus dem Lesefluss gebracht, ich konnte mich aber relativ schnell darauf einstellen und habe dann bei beiden Erzählsträngen mitgefiebert. Joukhadar ist es meiner Meinung nach hervorragend gelungen, Nours Fluchtgeschichte authentisch und realitätsnah erfahrbar zu machen.
Die Geschichte ist fiktiv, trotzdem passieren ähnliche Szenarien zurzeit überall auf der Welt. Was die Menschen durchmachen müssen, ist einfach grausam. Nour sieht die Welt anders, sie denkt in Farben. Ebenso farbenprächtig ist der Schreibstil des Autors. Er konnte die Gedanken- und Gefühlswelt von Nour hervorragend beschreiben - und in Worte fassen, was oft überhaupt zu schwer ist, irgendwie auszudrücken. Es wird auch manchmal sehr philosophisch, was ich sehr mochte. Der Autor überdramatisiert nichts, die Flucht an sich ist schon dramatisch genug. Eingeteilt ist das Buch in unterschiedliche Reiseabschnitte, die beginnen, wenn Nour mit ihrer Familie ein neues Land betritt.

Mich konnte die Geschichte sehr bewegen. So eine Flucht hautnah mitzuerleben ist nichts für schwache Nerven. Mich wird die Geschichte noch lange begleiten, da sich die Bilder bei mir eingebrannt haben.

Fazit
Lesen! Zeyn Joukhadar schafft es wunderbar, die Flucht des jungen Mädchens Nour und seiner Familie zu erzählen, obwohl dieses Thema immens schwierig ist. Nour habe ich bald ins Herz geschlossen und die Geschichte, die sie in ihrer Geschichte erzählt, zeigt, dass es eben diese Geschichten sind, die man sich erzählt, an denen man sich immer und überall festhalten kann, egal wo man ist.



Infos
  • Autor: Zeyn Joukhadar wurde als Kind einer christlichen Mutter und eines muslimischen Vaters in New York geboren. Er hat Pathobiologie studiert und in der biomedizinischen Forschung gearbeitet, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. »Die Karte der zerbrochenen Träume« ist sein erster Roman. Zeyn Joukhadar ist Mitglied bei RAWI (Radius of Arab American Writers) und lebt heute in Pennsylvania. (Quelle: https://www.randomhouse.de/Autor/Zeyn-Joukhadar/p619529.rhd 12.12.2019)
  • Seitenanzahl: 448 Seiten
  • Einband: fester Einband
  • Verlag: Heyne-Encore
  • ISBN: 978-3-453-27151-7


Inhaltsangabe
Sommer 2011. Nour ist als Kind syrischer Einwanderer in New York geboren. Als ihr Vater stirbt, beschließt Nours Mutter, in ihre Heimat Syrien zurückzugehen. Doch das Syrien, das Nours Eltern noch kannten, gibt es nicht mehr. Schon bald erreicht der Krieg auch das ruhige Stadtviertel von Homs, in dem die Familie lebt. Als ihr Haus von einer Granate zerstört wird, fällt die Entscheidung, das Land zu verlassen. Ziel ist Spanien, und der Weg wird die Familie durch Jordanien, Ägypten, Libyen, Algerien und Marokko führen. Auf der Suche nach Trost und Ablenkung erzählt sich Nour während der Flucht die Fabel von Rawiya, einer jungen Abenteurerin, die sich im 12. Jahrhundert dem berühmten Kartografen al-Idrisi anschließt, um die Kunst des Kartenzeichnens zu erlernen. Viele Orte, die Rawiya durchreist, liegen auf der Route von Nour und ihrer Familie. Damals wie heute lauert Gefahr.



Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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