Dienstag, 5. Mai 2015

Rezension: Eine Rose für Putin // Thomas Wendrich



VERWIRRSPIEL
 


Meine Meinung
Eine Rose für Putin - oder die unvollendeten Aufzeichnungen des Johann Stadt. Oft hab ich mich gefragt, wessen Geschichte hier nun wirklich erzählt wird und das ist dem Erzählstil des Autors zuzuschreiben, der das gekonnt umgesetzt hat. Die Geschichte funktioniert auf mehreren Ebenen und am Anfang sind das viele lose Fäden. Erst ab der Mitte ungefähr entstehen Verbindungen und es fügt sich immer mehr zu einem großen Ganzen zusammen. Dieses Rätseln, wie jetzt alles zusammenhängt, macht auch ein bisschen die Spannung aus. Anfangs muss man sich da aber ein bisschen durchbeißen, damit man am Ball bleibt und die Sogwirkung einsetzt..

Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und ihr Handeln voll nachvollziehbar. Ich hab gern von ihrer Welt erfahren und ich könnte jetzt nicht sagen, welche Sicht ich am liebsten hatte. Die Perspektivenwechsel hatten einen angenehmen Rythmus, so das es nicht langweilig wurde. Man sieht durch ihre Augen in einige menschliche Abgründe.

Die Geschichte an sich  gibt interessante Einblicke in die russiche Gesellschaft, es wird aber auch hinter die Fassade von Familien geschaut, bei denen nicht immer alles so glücklich ist, wie es scheint. Die Eltern des entführten Mädchens waren für mich etwas zu emotionslos. Vielleicht hat man als Leser auch nicht alles mitbekommen, aber etwas mehr Verzweiflung, wenn das eigene Kind plötzlich weg ist, wäre da angebracht gewesen.
Die Auflösung ist wirklich sehr gut. Selten liest man so gute Enden, die zum Buch und zur Geschichte passen wie Butter aufs Brot.

Der Aufbau des Buches ist sehr speziell und das macht es zu etwas Besonderen. Es ist wie eine Wiedergabe eines Manuskripts, die sogar Anmerkungen des Herausgebers (dem Autor) enthält und ein Kapitel ist je eine Blattseite des Manuskripts. Es wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt, die, wie schon gesagt, am Anfang keinen Zusammenhang haben. Irgendwann kommt dann die Erkenntnis und dann macht alles irgendwie Sinn.
Sprachlich ist das Buch einwandfrei, flüssig zu lesen und alles sehr bildhaft beschrieben. Auch wenn ich anfangs mit der Geschichte noch nicht so viel anfangen konnte, hat mich der Schreibstil und die Erzählweise so beeindruckt, dass ich einfach weiterlesen musste.

Fazit

Ein ungewöhnliches Buch, das mit seinen Verwirrungen, die gekonnt in Szene gesetzt sind, und den Geschichten hinter den Geschichten den Leser an der Nase herumführt. Das Buch wir mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich kann es auf jedenfall jedem weiterempfehlen, der nach intelligenten, herausstechenden Romanen sucht, die sich nirgendst so richtig einordnen lassen. 




  


Klappentext
Ein Kidnapping aus dem Land der bestbewachten Grenzen? Da sind doch höhere Mächte im Spiel! Ein Elternpaar ringt um sein verlorenes Kind, ein Ermittler um die richtige Lösung, eine weißrussische Frau um ihr Leben und ein Autor mit seinem Regisseur um die richtige Geschichte. Mit dieser so außergewöhnlichen wie komischen Konstruktion erschafft Thomas Wendrich den Nachwende-Roman unserer Zeit.


Inhalt lt. Verlag
 Ein ungeklärter Kindesraub 1985 in Dresden? Eine Entführung außer Landes? Eigentlich nicht vorstellbar zu Zeiten streng bewachter Grenzen - es sei denn ... Johann Stadt hat sich mit seinem Regisseur in ein uckermärkisches Landhaus zurückgezogen, um diesen historischen Stoff zu entwickeln. Zu Anfang ist alles wie immer: Die Postbotin bringt Post, der Dorfpolizist schnüffelt, der Autor erfindet. Doch gerade hier, in der Stille und Abgeschiedenheit des Landlebens, sieht sich der Drehbuchschreiber plötzlich mit bizarren Erscheinungen konfrontiert. Die Aufzeichnungen von Johann Stadt führen den Leser immer tiefer in eine aberwitzige Welt des Verbrechens. Bald kämpft er mit einer gut frisierten Leiche, unmusischen Provinzpolitikern, geschäftstüchtigen Atomforschern, dem superlangen Arm des KGB und nicht zuletzt einem aufgescheuchten Schwanenclan. Buchstäblich unter Einsatz seines Lebens recherchiert und schreibt er akribisch eine unglaubliche Geschichte über den Wert eines Menschenlebens, die immer mehr zu seiner eigenen wird.

Infos
  • Autor: Thomas Wendrich, geb. 1971 in Dresden, studierte Schauspiel an der HS für Film und Fernsehen in Babelsberg und war bis 1999 Mitglied des Berliner Ensembles. Dort spielte und lernte er u.a. bei Schleef, Müller, Heise, Wilson und Zadek. Seit dem Studienabschluss an der Drehbuch-Akademie der dffb in Berlin 2001 arbeitet er als freischaffender Autor, Regisseur und Schauspieler. (...)  Er lebt in Berlin. (Quelle: http://www.berlinverlag.de/autoren/thomas-wendrich-1136 2.5.2015)
  • Seitenanzahl: 318 Seiten
  • Widmung: Für meine Tochter, Für meinen Sohn
  • Einband: fester Einband
  • Einzelband
  • Verlag: Berlin Verlag
  • ISBN: 978-3-8270-1263-0

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

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