Donnerstag, 10. Juli 2014

Rezension: Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht // Jenny Bünnig

 VIER RENTNERINNEN, EIN VW-BUS UND EIN PAPAGEI

Meine Meinung
Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht. Mit diesem wunderbaren Debütroman hat die Autorin eine Geschichte erzählt, die mich berührt und einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. In diesem Roman geht es um viel. Um Verlorengeglaubtes, Verlorengegangenes, alte Wunden, die aufbrechen, Wunden, die geschlossen werden, das Altern, die Liebe, Freundschaft und, das alles einschließend, das Leben.

Anfangs hat es zwar ein bisschen gedauert, bis ich mit der Geschichte warm geworden bin, aber das lag glaub ich hauptsächlich daran, dass die Hauptdarstellerin des Buches selbst noch nicht so ganz warm geworden ist, mit ihrer Situation. Erst als bei ihr das Eis gebrochen ist, hat es auch bei mir Klick gemacht und ich habe die Geschichte geliebt. 

Ria, also der Hauptcharakter im Buch, erzählt aus der Ich-Perspektive, was mir hin und wieder etwas komisch vorkam, da es irgendwie nicht so sehr zum Stil des Buches gepasst hat. Allerdings konnte man so ihre Gedankengänge und dadurch sie selbst besser verstehen. Ria stand ich immer ein bisschen skeptisch gegenüber, war nicht mit allem einverstanden wie sie gehandelt hat, ich hab sie aber so aktzeptiert, wie sie war. Es war sehr erfrischend und angenehm von so einem eher schwierigeren Charakter zu lesen. Die alten Damen waren auch sehr liebevoll gezeichnet und waren alle fest in der Geschichte verankert. Sie hatten Konturen und Ecken und Kanten und waren so gut ausgearbeitet, dass ich sie ohne Müh und Not in mein Herz schließen konnte. Es war so lustig von den Macken und Eigenschaften der Rentnerinnen zu lesen - einfach herzerwärmend.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen, der ganz bestimmt nicht 0815-mäßig zu beurteilen ist. Bei Übersetzungen (vorallem bei Jugendbüchern) aus dem Amerikanischen ist mir nämlich aufgefallen, dass sich die Schreibstile kaum unterscheiden und nicht wirklich etwas charakteristisches aufzuweisen haben. Bünnig's Stilmittel, um zum Beispiel Spannung zu erzeugen, waren sehr erfolgreich umgesetzt. Es ist ein angenehmer Lesefluss entstanden
Die Einteilung der Kapitel in die unterschiedlichen Etappen des Roadtrips und dass jede Etappe einer Person gewidmet wurde fand ich äußerst sympathisch. Die Struktur hat mir generell gut gefallen. Die Kapitel waren dadurch zwar etwas länger, durch Absätze innerhalb dieser konnte man aber auch Szenen optisch auseinanderhalten.

"Unsere Verluste sind nicht alles, was wir haben, und sie sind nicht alles, was wir sind." S. 197

Eine der Macken von Hildie ist es Zitate aus Büchern auswendig zu können und diese oft anstatt einer richtigen Antwort in jeder Lebenssituation herausschießen zu wollen. Und so findet man fast auf jeder Seite in diesem Buch Lebensweisheiten, die so wahr sind und ich wollte sie mir alle auf einmal merken, aber dafür waren es einfach zu viele :D. Ich konnte aus dieser Geschichte für mich selbst viel mitnehmen. Und das nicht nur durch diese gut ausgewählten und gut platzierten Zitate, sondern die ganze Geschichte an sich lehrt viel über uns Menschen und die obengenannten Themen, die hier behandelt werden.
Fazit
Ein Buch, aus dem ich viel für mich mitnehmen konnte und ich es gerne nochmal lesen werde. Authentische Charaktere und ein toller Schreibstil runden dieses Werk ab und bescherrten mir sehr schöne Lesestunden, auch wenn die Themen eher traurig waren, konnte es mit Ironie und Witz und vielen Lebensweisheiten überzeugen. Gerne mehr davon bitte!







Klappentext

Nicht nur Wege ändern sich, auch Ziele. Ein halbes Jahrhundert sind sie Freundinnen und könnten doch kaum unterschiedlicher sein: eine Bibliothekarin, die in ihren Büchern lebt, eine ehemalige Rennfahrerin, die stets alles akribisch plant, eine Professorin, die auf ihrem Gebiet Pionierarbeit leistete, und eine Künstlerin, die für die Familie das Malen aufgab. Gemeinsam starten sie zu einem Roadtrip quer durch Europa. In letzter Sekunde schließt sich ihnen eine junge Frau an, die im Gegensatz zu den anderen kein festes Ziel hat. Ihr ist es egal, wohin die Reise geht. Hauptsache, weit weg.

 

Infos

  • Autorin: Jenny Bünnig, Jahrgang 1984, studierte Literaturwissenschaften und arbeitet als Wissenschaftsredakteurin an der Universität Duisburg-Essen. Derzeit schreibt sie an ihrer Dissertation. Mit der Kurzgeschichte Und manchmal beginnt Veränderung mit einem Klingeln … war sie 2012 beim THE-HELP-Schreibwettbewerb des btb-Verlages eine von fünf Gewinnern. 2013 erhielt sie den Moerser Literaturpreis. (Quelle: http://www.herbig.net/autoren/detailview/author/buennig_jenny.html 9.7.2014)
  • Seitenanzahl: 313 Seiten
  • Widmung: Für die, die ich im Herzen trage
  • Einband: fester Einband
  • Einzelband
  • Verlag: LangenMüller
  • ISBN:  978-3-7844-3344-8


Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen